Passend zum Reformationsjubiläum gibt es den Protestant-O-Mat. Er funktioniert genauso wie all die anderen O-Mate (oder wie heißt der Plural??), die man im Netz finden kann. Man positioniert sich zu vorgegebenen Aussagen und sieht dann Übereinstimmungen. Das gibt es für die Wahlprogramme der Parteien (Wahl-O-Mat) oder deren Steuerpolitik (Steuer-O-Mat), deren Wissenschaftsvorstellungen (Science-O-Mat) oder deren digitale (Digital-O-Mat), landwirtschaftliche (Agrar-O-Mat) oder sozialpolitische (Sozial-O-Mat) Konzepte. Sogar Angela Merkels Musikgeschmack steht zum Test an: der Musik-O-Mat.
Jetzt probiere ich also den Protestant-O-Mat. Wie evangelisch bin ich? Anhand von 27 Fragen kann ich erfahren, welcher protestantischen Persönlichkeit ich am nächsten stehe. Mit dem Ergebnis kann ich mich sehen lassen: die meisten Übereinstimmungen habe ich mit – Dietrich Bonhoeffer! Christ. Widerstandskämpfer. Theologe – das Ergebnis gefällt mir! Mit etwas Abstand folgt Charlotte Bronte (die mir, ehrlich gesagt, namentlich unbekannt war, aber viktorianische Schriftstellerinnen waren noch nie mein Ding…).
So weit, so gut. Dann kommt mir die zugegebenermaßen etwas fiese Idee, mich in einen absoluten fundamentalistischen Hardliner hineinzudenken und diesen O-Mat aus seiner Perspektive durchzuspielen. Ich war perplex: So oft ich es auch wiederholte – mit gehörigem zeitlichen Abstand -: immer stand am Ende derselbe Name: Katharina von Bora.
Was ist denn da schiefgegangen? Ausgerechnet sie, die mit Luther auf Augenhöhe umging, die man im Jubiläum würdigen konnte, ohne die dunklen Seiten der Reformation mit in den Blick nehmen zu müssen, ausgerechnet sie als Bild eines christlichen Fundamentalisten?
Oder liegt es an der Auswahl der Personen? Dass es dort eben keine Prototypen gibt, die auch deutlich problematische Züge tragen? Thomas Münzer oder Karlstadt sind offenbar nicht vertreten.
Na ja, nett war´s trotzdem. Vielleicht ist es ja wichtiger, einzelne Aspekte ihres Lebens und Denkens wahrzunehmen, als dass man sie als Gurus überhöht. Das wäre dann „protestantisch“: selber denken und entscheiden.
Damit man die eigene Überzeugung nicht von wenig transparenten Algorithmen abhängig machen muss – wie beim :
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