(alle Bildrechte: Jessica Krämer)

Mit einer ökumenischen Andacht begann eine bemerkenswerte Veranstaltung: ein gemeinsamer Studientag mit der Neuapostolischen Kirche in Haus Villigst! Gegenüber der sonst oft zu beobachtenden gesellschaftlichen Fragmentierung und dem Auseinanderfallen in unterschiedliche Milieus und Filterblasen ging es hier um „Annäherungen“. Seit zwei Jahrzehnten geht die Neuapostolische Kirche einen grundlegenden neuen Weg zurück in die Gemeinschaft der ökumenischen Christenheit. In Villigst wurde dies überaus deutlich.

Lockere Gespräche – hier Präses Kurschus mit Bezirksapostel Storck
Entspannte Stimmung im Plenum

Allein die Atmosphäre unter den mehr als 100 Teilnehmenden war beeindruckend. Wir spürten in den Begegnungen und Gesprächen die Erleichterung und die Freude besonders von neuapostolischer Seite, endlich anders wahrgenommen zu werden und die „Sektenecke“ verlassen zu können. Auch die Grußworte von Präses Kurschus und Bezirksapostel Storck brachten das zum Ausdruck.

Rückblickend hob Superintendent Dr. Michael Krause von Ständigen Theologischen Ausschuss die Offenheit der Gespräche der beiden Kirchenleitungen im westfälischen Raum hervor. Präses Dr. Kurschus beschrieb den ökumenischen Weg als einen gelungenen Aufbruch in ein unbekanntes Land. Der neuapostolische Kirchenleiter, Bezirksapostel Rainer Storck umriss zukünftige gemeinsame Möglichkeiten.

Bischof Peter Johanning

In zwei Impulsvorträgen blickten Peter Johanning und ich aus unseren jeweiligen Perspektiven auf den zurückliegenden Prozess.

Die Gesprächsgruppen werden vorgestellt – von beiden Kirchen besetzt!

Unterschiedliche Aspekte wurden am Nachmittag in Gesprächsgruppen intensiv diskutiert. Wir waren sehr gespannt, ob sich überhaupt eine Gruppe zum Gespräch über den Umgang mit Aussteigern und Kritikern finden würde – und stellten fest: Diese Gruppe war fast überfüllt! Im geschütztem Raum konnte über Verletzungen und Probleme gesprochen werden – ein offensichtliches Bedürfnis, bei dem auch Tränen fließen durften. Es wurde einander zugehört – aber es wurden auch Möglichkeiten skizziert, wie ein neuer Weg des Umgangs miteinander aussehen konnte.

Abschlussrunde:
Landeskirchenrat Vicco von Bülow,
Apostel Thorsten Zisowski
mit Annette Muhr-Nelson

Zukünftige Begegnungen, vor allem vor Ort, werden zeigen, wie sich die ökumenischen Beziehungen neu gestalten werden.

Als landeskirchlicher Teilnehmer war ich auch dankbar über die volkskirchliche Weite und ihrer Betonung von Bildung und Theologie – eine Chance, die die Neuapostolische Kirche noch ergreifen kann.

Ach, und zum bösen „Sektenbegriff“: Klar, ich verwende ihn schon lange nicht mehr selbst. Er ist stigmatisierend und außerdem ungenau. Die Bezeichnung meiner Aufgabe als „Sekten- (!) und Weltanschauungsbeauftragter“ möchte ich aber trotzdem beibehalten – zeigt sie doch, dass ich hier nicht distanziert über den Dingen schwebend religiöse und weltanschauliche Phänomene beobachte, sondern es ganz konkret besonders mit deren „dark & bloody-Seiten“ zu tun habe und dort berate.

Die Neuapostolischen sind dabei nicht mitgemeint!