„Ein Apologet geht …“ ein humorvolles Grußwort von meinem Kollegen Matthias Pöhlmann beendete vorgestern in Berlin den Gottesdienst und die Verabschiedung des Leiters der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), Reinhard Hempelmann .

In der Elisabethkirche in Berlin

Ich bin mit gemischten Gefühlen dort. Einerseits freue ich mich über nette und interessante Begegnungen beim EZW-Jahresempfang. Andererseits beschleicht mich ein wenig Wehmut, wenn Reinhard Hempelmann aus dem aktiven Dienst ausscheidet. 20 Jahre lang leitete er die EZW, zuvor war er einige Jahre deren Referent.

Gottesdienst und Jahresempfang

Jetzt bei seinem Abschied fällt mir noch mehr auf, wie sehr er das Arbeitsfeld der Weltanschauungsarbeit geprägt hat. Keine Spur mehr von einer abgrenzenden Mentalität, wie „Apologetik“ (zu deutsch: „Verteidigung“) lange Zeit verstanden und betrieben wurde. Stattdessen Begegnung und Unterscheidung. Damit hat er uns alle geprägt. Und herausgefordert: den religiösen und weltanschaulichen Pluralismus nicht nur ernst zu nehmen, sondern ihn zu schätzen und seine positive Kraft zu nutzen. Und dann Begegnungen zu suchen, um im Dialog herauszufinden und wahrzunehmen, wie eine andere Weltanschauung „funktioniert“. Eine solche sorgfältige Differenzierung vermeidet auch einen  postmodernen Relativismus. Man entdeckt stattdessen bislang übersehene Gemeinsamkeiten wie auch bleibende Unterschiede. Und natürlich auch nicht selten Probleme und Konflikte, die benannt werden müssen.

Im Gespräch mit Prof Ulrich Körtner, der zuletzt Kuratoriums-Vorsitzender war.

Dies alles auf der Basis reformatorischer Grundeinsichten – das hat nicht nur mich tief geprägt. Durch diesen dialogischen Ansatz gibt es heute eine starke Verbundenheit von uns Weltanschauungsbeauftragten über die landeskirchlichen und mittlerweile auch über die konfessionellen Grenzen hinaus.

Und schließlich erinnere ich mich noch an weit zurückliegende Zeiten: Als Reinhard Hempelmann begann, für die EZW zu arbeiten und zu schreiben, damals noch in Stuttgart, war ich als Tübinger Theologie, gerade examiniert und an der Uni arbeitend, fasziniert von diesen Texten, die ich in die Hand bekam. So stellte ich mir evangelische Positionierungen vor! So wollte ich gerne denken und arbeiten! Dass ich dies heute als Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der westfälischen Landeskirche selber machen kann, wäre kaum denkbar gewesen ohne den westfälischen Pfarrerskollegen Reinhard Hempelmann.

Nun sind wir gespannt und auch etwas besorgt, wie es mit dieser wichtigen Arbeit weitergeht. Denn einfacher wird es für evangelische Christen inmitten der weltanschaulichen Pluralität sicherlich nicht.

… und noch eine schöne After-Show-Party!