Ich bin gerne in Berlin. Ich mag diese Stadt, die sich immer wieder verändert, in der Neues entsteht, in der viele unterschiedliche Meinungen und Kulturen aufeinander treffen und Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt werden.

Besonders gerne bin ich bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, unseren Kollegen von der EKD.

Reinhard Hempelmann, Leiter der EZW

Reinhard Hempelmann hatte zum Jahresempfang eingeladen, das Programm verhieß auch diesmal wieder ein spannendes – oder besser: spannungsreiches – Thema: „Den Islam anerkennen?“ Cem Özdemir entfaltete seine eher kritische Position: Körperschaftsstatus nur, wenn bestimmte Rahmenbedingungen geklärt seien.

Cem Özdemir: Islamische Verbände als Körperschaft öffentlichen rechts: „Dieser Prozess läuft nicht im Schlafwagen.“

Dies leisteten nach seiner Meinung die großen Verbände nicht, sie seien eher landsmannschaftliche Interessenverbände denn Bekenntnisgemeinschaften.

Dem widersprach der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, Bekir Altas. Ich hätte zwar diesem Schlagabtausch, der vom EZW-Referenten Friedmann Eißler moderiert wurde, sicherlich auch noch länger zugehört, aber für mich noch interessanter waren die anschließenden Begegnungen.

Friedmann Eißler, EZW-Referent u.a. für Islam und interreligiösen Dialog

Wie immer bei dieser Gelegenheit waren auch Vertreter derjenigen Gruppen eingeladen, über die man sonst in unserem Arbeitsfeld spricht. So stand ich – wieder einmal – am Tisch zusammen mit dem Bahai Armin Eschragi und Ralf Grünke, der für die Öffentlichkeitsarbeit der Mormonen (Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage) in Europa verantwortlich ist. Und wo hat man sonst Gelegenheit, Vertreter paganer Gruppen zu treffen, die wie Gudrun Pannier einen Einblick in Denk- und Vorstellungswelt des (Neu-)Heidentums geben? Nebenbei: Pagane Gruppen sind auch bei der „Langen Nacht der Religionen“ am 25. Mai auf dem Evangelischen Kirchentag in Berlin vertreten.

Ich stellte wieder einmal fest: es ist gut und wichtig, nicht nur übereinander, sondern auch miteinander zu reden. Das erleichtert das Verständnis, beugt falschen Klischees vor, bietet aber umgekehrt auch einen guten Rahmen, um Kritisches anzusprechen. In lockerer Runde um einen Stehtisch kann man viel leichter auch einmal die behauptete Transparenz mormonischer Gemeinden in Frage stellen und die eigene christliche Position einbringen.

Und im nächsten Jahr setzt man dies dann hoffentlich fort.