Unsere Sprache verrät uns oftmals. Was jemand sagt und wie er es sagt, sagt etwas darüber aus, was wirklich – im Grunde des Herzens – gedacht wird. Nicht immer direkt, aber doch von der Haltung her. Und es macht einen großen Unterschied, ob die Grundhaltung positiv oder negativ gestimmt ist.
Vielleicht kennt Ihr das auch, dass unsere alltägliche und Umgangssprache gespickt ist von negativen Formulierungen.
- Da fragt mich jemand: „Wie war das Wochenendseminar?“ – und ich antworte: „Nicht schlecht!“ – will aber eigentlich sagen: „Es war gut!“
- Oder das bekannt Feedback nach dem Pastoralkolleg: „Ich habe zwar nichts Neues gelernt, aber es war gut, das wieder einmal zu hören!“
- Im Geschäft auf dem Dorf unterhalten sich zwei Frauen über die studierte Tochter der Nachbarin, die gerade ihre Promotion abgeschlossen hat, und sagen: „Die ist nicht dumm!“ – soll heißen: „Sie ist außerordentlich intelligent!“
- Dem blendenden Einfall des Projektmitarbeiters wird bescheinigt: „Keine schlechte Idee!“
- Nach dem ausgezeichneten Essen im Restaurant sagt er zu ihr auf die Frage, wie es ihm geschmeckt habe: „Da kannste nicht meckern! Das war nicht übel!“ Angeblich die höchste Form des westfälischen Lobens.
Ich vermute, diese negativen Formulierungen um etwas Positives auszusagen, kennt Ihr genauso wie ich. Steckt dahinter vielleicht eine Denke, die ja nicht zu sehr loben will, vor allem nicht den Abend vor dem Morgen? Oder ist es eine defizit-orientierte Blickrichtung, die uns lieber vom Negativen aus die Welt betrachten lässt als vom Positiven? Vielleicht geht es auch einfach darum, nicht enttäuscht zu werden oder ja nicht zu viel zu sagen?
Da brodelt in einer Gemeinde eine gewisse Unzufriedenheit mit der Gottesdienstentwicklung. Tenor im Kreis des Presbyteriums allerdings: Unsere Gottesdienste sind doch nicht schlecht. Und schlecht besucht sind sie auch nicht. Und letzten Sonntag – das war doch nicht übel!
Stimmt. Aber: Sind die Gottesdienste auch gut? Sind sie so gut, dass wir uns das zu sagen trauen – auch unseren Nachbarn und Arbeitskollegen? Distanziere ich mich mit der negativen Formulierung ein wenig selber und schaffe mir einen Schutzraum: „Das ich das richtig gut finde, habe ich ja auch nicht gesagt.“ Nur eben: Nicht schlecht!
Sage ich von meiner Frau, die ich liebe: sie sieht nicht übel aus und als Ehefrau ist sie nicht schlecht?
Wenn Gott so denken würden, vielleicht würde es dann in einigen biblischen Texten folgendermaßen heißen:
- 1. Mo 1,31 – Nachdem der Herr in sechs Tagen die Welt erschaffen hatte, sah Gott alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war nicht schlecht.
- Ps 118,8 – Es ist nicht dumm, sich auf den Herrn zu verlassen.
- Ps 103,2 – Im Blick auf den Herrn kannste nicht meckern, meine Seele, und vergiss nicht: Was er dir getan hat, war nicht übel.
- Ps 103,8 – Nicht übel ist der Herr, was er tut, ist nicht dumm, da kannste nichts sagen.
Ich bin heilfroh, dass Gott die Welt sehr gut erschaffen hat und dass seine Güte und Barmherzigkeit unser Leben begleiten. Meine Seele darf sich daran erinnern, was er mir Gutes getan hat, die vielen guten Spuren Gottes zieren und verändern meinen Alltag, mein Tun und mein positives Reden.
Wie gut, dass Gott gute Gedanken über uns hat, und nicht nur nicht schlechte.
Wie gut, dass wir für diesen Tag nicht nur nicht Schlechtes erwarten dürfen, sondern sogar außerordentlich Gutes. Dann werden wir am Abend nicht nur sagen: „Da kannste nicht meckern, sondern anfangen, Gott von ganzem Herzen zu loben.
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