Surinam, hm., ich weiß nicht, ob ich das auf einer Weltkarte ohne weiteres gefunden hätte…
Für alle, denen es ähnlich geht: südamerikanische Nordküste, neben Guyana!
Von hier stammt die diesjährige Liturgie für den Weltgebetstag der Frauen.
Eine tolle Sache auch für Männer, diese Weltgebetstage. Sie ermöglichen immer wieder einen Blick darauf, wie sich christlicher Glaube in weltweit unterschiedlichen Kontexten ausdrückt und bewähren muss. Ich kann – gerade als eher rationaler, westlich geprägter Theologe – viel Neues daraus lernen. Auch die Schwierigkeiten, sich in etwas Fremdes einzufühlen. Sich auf Augenhöhe zu begegnen und alte europäische Überlegenheitsgefühle abzulegen.
Heute habe ich nun gelesen, dass es selbst den Veranstalterinnen so ging. Mein Berliner Kollege, Kai Funkschmidt, schrieb im EZW-newsletter, dass das deutsche Weltgebetstags-Komitee das Plakat aus Surinam wohl ästhetisch ungeeignet fand. Es zeigt einen Dschungel, der von zwei Händen getragen wird und darunter sieben Frauen als Repräsentantinnen des Vielvölkerstaates. Thema: „Gottes Schöpfung ist sehr gut“.
Na ja, es sieht schon ein wenig naiv aus und erinnert sehr an Kindergottesdienstplakate. Neue, Jüngere lassen sich damit kaum locken. Also beauftragte man eine andere Künstlerin aus Surinam und präsentierte nun ein neues selbstbewusstes Frauenbild.
Darf man das einfach so? Auch wenn es von den deutschen Vertreterinnen gut gemeint war – das Komitee aus Surinam was not amused: Sie fühlten sich bevormundet. Zu Recht: So wie ich mir von Surinam meine Spiritualität nicht vorschreiben lassen würde, wehren sich umgekehrt die Surinamerinnen dagegen, in dieser Weise dargestellt zu werden. Grundsätzlich nicht und schon gar nicht mit diesen Anklängen an die traditionelle Winti-Religion: Mit einer „Apinti“, einer Trommel aus Winti-Ritualen, die in surinamischen Gottesdiensten aus eben diesem Grund bewusst nicht verwendet wird! Unter dem neuen Titel: „Gran tangi gi Mama Aisa“ – denn für eine Surinamerin klingt hier nicht einfach die „Dankbarkeit gegenüber Mutter Erde“ an, sondern mit „Mama Aisa“ ein Winti-Erdgeist.
Ein klassischer Konflikt in interkulturellen Begegnungen.
In meinem Arbeitsbereich frage ich mich immer wieder: Wie viel interkulturelle Fremdheit muss ich aushalten? Wo wird es schwierig? Wo endet Inkulturation und wo beginnt Synkretismus?
Diesen Fragen kann man nicht ausweichen. Man muss sich ihnen stellen. Diese Begegnungen lohnen sich. Das schätze ich auch am Weltgebetstag der Frauen. Immer am ersten Freitag im März.
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