Warum schlägt sich jemand die Nächte auf Youtube und in Internetforen um die Ohren, um die Ansicht bestätigt zu bekommen, dass Corona keine echte Bedrohung darstelle, sondern in ihrer Gefährlichkeit hochgespielt und die Krise „in Wahrheit“ von einer im Verborgenen operierenden Clique, wahlweise von Pharmalobbyisten, Politikern oder … gesteuert werde?
Wer darüber online ernsthaft diskutieren möchte, kommt schnell an die Grenzen dessen, was man noch ertragen möchte. Argumente spielen keine Rolle, es ist wenig sinnvoll, sich auf Faktenschlachten einzulassen.
Hilfreicher kann es sein, sich auf Motive und Beweggründe einzulassen: Warum ist es diesen Menschen so wichtig?
Ist es die Angst vor Kontrollverlust, den Geschehnissen schutzlos ausgeliefert zu sein? Weil man sich zur Passivität verdammt fühlt?
Ist es dann leichter, das Ganze einfach zu leugnen und zu behaupten, die Gefahr wäre nicht real, sondern nur eine Illusion mächtiger geheimer Eliten? Psychologisch verständlich: man fühlt sich wieder als Handelnder, als jemand, der oder die es durchschaut hat. Man hat einen mehr oder minder greifbaren Gegner (anstelle eines unsichtbaren Virus), man findet schnell Gleichgesinnte mit einer ähnlichen Abwehrhaltung.
Ein Art Religionsersatz. Dazu alltagstauglich, weil sie vermeintlich rationale Begründungen liefert.
Anstatt die oft ausufernden Phantasien zurückzuweisen erscheint es mir zunehmend wichtiger, die emotionalen Bedürfnisse ihrer Vertreter*innen und die emotionale Struktur unserer Gesellschaft in den Blick zu nehmen.
Vielleicht hilft das auch zu verstehen, warum – nach meinem Eindruck jedenfalls – ganz besonders ernsthaft glaubende Christ*innen für diese Spekulationen anfällig sind.
11. Mai 2020 um 11:44 Uhr
https://www.worldometers.info/
Da kann man Fakten finden und Zahlen ganz angstfrei vergleichen.
z.B.
weltweites Bevölkerungswachstum seit 1.1.2020: über 29 Mio.
Covid19-Tote: 285.000 = 0,285000 Mio.
Rauchertote heute: 6.680 um 11.40h, 1,8 Mio. seit 1.1.2020
Autounfalltote heute: 1805 um 11.40h , 486.000 seit 1.1.2020
Wovor lassen wir uns Angst machen?
12. Mai 2020 um 12:17 Uhr
War hier von Angst die Rede?
Nette Zahlen. Da ich aber nicht in der ganzen Welt zu Hause bin, schaue ich gerne auch auf deutsche Zahlen:
Covid-Tote 2020: 7661
Verkehrtstote 2020 knapp 900 (hochgerechnet aus den werten für Jan / Feb). An meinem Wohnort gab es 5 Covid-Tote, aber noch kein Verkehrsopfer.
Dan sehen die Zahlen doch etwas anders aus. Wieviele selbstverschuldet im Vekehr gestorben sind, sollte man mitbedenken (überhöhte Geschwindigkeit, Alkohol …)
Rauchertote knapp 44000 (ausgehend von den Zahlen 2015).
Auf Rauchen kann ich verzichten, auf die Ansteckung mit Covid-19 nur, wenn meine Mitmenschen Schutzmaßnahmen beachten.
Nebenbei: die Todesrate bei Haushaltsunfälle ist ja noch viel höher…
So viel zur Zahlenmagie.
Aber darum ging es ja gar nicht.
14. Mai 2020 um 16:28 Uhr
Die Frage ist doch gar nicht, wovor ich mir ANGST machen lasse. Wieso überhaupt *machen* (suggeriert, dass jemand das bewusst herbeiführen wollte)? Die Frage ist, ob wir eine Erklärung für das aktuelle Geschehen brauchen oder nicht, und ob wir ernst nehmen, dass fast alle Staaten dieser Erde eine teils erhebliche Übersterblichkeit in Corona-Zeiten feststellen, und das trotz der historisch einmaligen Maßnahmen. Das ist, um den Vergleich zu bemühen, als hätten wir mehr Verkehrsopfer als in den Jahres zuvor, die obwohl weltweit das Tempolimit auf 30km/h gesetzt und durchgesetzt wurde…
Man kann Dinge ernst nehmen, ohne in Furcht zu leben.