Auf die Batnight bin ich nur zufällig gestoßen. Sie fand vor allem am vergangenen Wochenende statt. Wer Batman kennt, weiß: Es ging um Fledermäuse. Sie brauchen erheblichen Schutz, alle Fledermausarten bei uns in Westfalen beispielsweise stehen auf der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Tiere.

Eher selten tauchen sie auch in der Weltanschauungsarbeit auf. Die „Real-Life-Vampyre“-Szene kann man vielleicht am besten als kleine Subkultur der Gothics verstehen. Hier wie werden die dunklen Seiten des Lebens und der Tod und Vergänglichkeit thematisiert. Beide haben einen starken literarischen Bezug, die Vampyre (als Erkennungszeichen mit „y“ geschrieben) natürlich vor allem auf den Dracula-Roman und dessen Umfeld (und weniger auf die viel älteren Ängste vor Wiedergängern, weshalb man mittelalterliche Gräber findet, bei denen den Toten Fesseln angelegt wurden, um ein Wiederkommen zu verhindern) In der heutigen Szene geht es eher um Überlegenheit und Energiegewinn zur Stimmungsregulierung – und manche konsumieren dabei tatsächlich kleine Mengen Blut, die sie von freiwilligen Spendern („Donoren“) bekommen.

Manche statten sich mit professionell eingesetzten langen Eckzähnen aus – mitunter bereitet das Probleme, wie mir ein Vampyr auf einer Party erzählte, der im Moshpit bei einem Metalkonzert einen Eckzahn verlor.

Bei der Batnight spielen sie aber kein Rolle. Fledermäuse habe ich im Bereich der Weltanschauungsarbeit noch an einen anderen Ort gefunden: wenn es nämlich um das alte „Leib-Seele-Problem“ geht, also das Verhältnis von körperlichem um Mentalem. In vielen atheistischen – oder besser: naturalistischen – Diskussionen taucht immer wieder die Behauptung auf, geistige, mentale Phänomene seien eigentlich nichts anderes als Resultate neuronaler Gehirnprozesse. Sie würden „emergent“, als „Epiphänomene“ entstehen und seien naturwissenschaftlich zu erklären.

Der bekannte Philosoph Thomas Nagel wies das Ungenügen an diesen Deutungen mit einem wunderbaren Aufsatz nach – und hier kommen wieder die Fledermäuse ins Spiel. Diese Tiere dienen bei ihm als Beispiel dafür, dass wir immer nur subjektiv wahrnehmen können, wie wir etwas erleben. Aus einer Außenperspektive ist das nicht möglich. Selbst wenn man alles über eine Sache, wüsste, würde man noch etwas Neues lernen, wenn man sie selber erfährt. So wie ein Farbenblinder etwas Neues über „Rot“ lernt, wenn er plötzlich etwas Rotes als Rotes sehen könnte.

Thomas Nagels Beispiel sind Fledermäuse und sein wunderbarer Aufsatz trägt den Titel „What is it like to be a bat?“ Fledermäuse nehmen die Außenwelt durch ihr Echolot ganz anders wahr und erleben sie ganz anders, als wir es uns vorstellen und sprachlich fassen könnten. „Wie ist es, eine Fledermaus zu sein?“ bedeutet nicht, das Innenleben einer Fledermaus aus unseren eigenen Perspektiven zu erschließen – „Was würde ich erleben, wenn ich eine Fledermaus wäre?“ – sondern zu fragen, wie es für eine Fledermaus ist, eine Fledermaus zu sein.

Die Frage „What is it like …?“ zielt also darauf, wie es für ein Subjekt selbst ist, genau dieses Subjekt zu sein. Es geht nicht um die Ähnlichkeit sinnlicher Erlebnisse, die wir vergleichen, sondern um die Subjektivität des Bewusstseins und seiner Erlebnisinhalte. Ein solches Erleben ist nur in der ersten Person zu beschreiben.

Nun, das stand bei der Batnight auch nicht auf der Agenda. Trotzdem: auch weltanschaulich und sogar erkenntnistheoretisch interessante Tiere!