Diese Frage der Jünger an Jesus (Mk 14,12) hat mich gepackt. Wir fragen das eigentlich schon lange nicht mehr. Wir wissen doch, wo und wie wir Karfreitag und Ostern feiern. Jedes Jahr irgendwie gleich – die einen verhängen Altar und Orgel bis zur Osternacht, die anderen inszenieren weniger.

Und plötzlich stehen wir durch die Gefahr, die von COVID-19 ausgeht, auch wieder vor der Frage: „Wo sollen wir hingehen und das Passamahl für Dich bereiten?“ Wo und wie sollen wir Karfreitag und Ostern feiern.

Der Clou an der Geschichte (Mk 14,12-16): Jesus weiß es schon längst.

Wir leben nicht nur in erschreckenden Zeiten, sondern auch in ungeheuer spannenden Zeiten. Haben noch vor nicht allzu langer Zeit viele gefragt: Darf Kirche digital sein, geht das überhaupt? Da wird aktuell nur noch gefragt: Wie geht das am besten? Und wie geht manches sogar besser, günstiger, klimaneutraler als vorher.

Letzte Woche hatte ich eine wichtige Sitzung. Normalerweise wäre ich dafür 100 km hin und 100 km zurückgefahren. Jetzt sind wir alle zu Hause geblieben. Die Videokonferenz hat zwar auch Strom gekostet, aber: sie hat weniger CO2 produziert, und kürzer war sie auch noch.

Am kommenden Wochenende (3.-5. April) gibt es einen kirchlichen Hackathon zu dem Thema, wie wir Gott und einander gut begegnen können. Vielleicht an ganz neuen (virtuellen) Orten. Hackathon – das ist ein neues Wort aus Hack (technischer Kniff, vor allem bei Computern) und Marathon. Vielleicht könnte man es auch als OpenSpace im virtuellen Raum bezeichnen. Es geht darum, Ideen dafür zu entwickeln, wie Glauben, Gemeinde und Gemeinschaft vor Ort – digital oder analog – heute gelebt werden können.

Hast Du Lust, mitzumachen? Bis Freitag kann man sich noch anmelden: www.glaubengemeinsam.de . (Auch Themen und Ideen können noch bis Donnerstagabend angemeldet werden.)

Ich bin erstaunt, wie viele Gemeinden schon jetzt Gottesdienste, Andachten, Impulse im digitalen Raum einspielen und uploaden. Ist das zuviel? Ich glaube nicht. Ähnlich – wie auch bei vielen Influencern – ist es nicht nur wichtig, global erreichbar zu sein. Wichtiger ist oft – trotz der technischen Möglichkeiten – die örtliche (oder thematisch-kulturelle) Nähe. Der Impuls, die Andacht, der Gottesdienst aus „meiner“ Gemeinde ist mir wichtiger als der aus Posemuckel. Nicht jedes Angebot muss 100.000 Follower haben. Aber die interessante Erfahrung von vielen ist: Es gibt jetzt mehr Klicks auf den Impuls, als Besucher bei der Andacht oder in dem Gottesdienst vor Ort gewesen wären. (Und: endlich mal ein Gottesdienst, bei dem ich nicht nur nachher, sondern auch während dessen eine Kaffee trinken kann.)

„Wo sollen wir hingehen und das Passamahl für dich bereiten?“ Wo sollen wir hingehen, um 2020 Karfreitag und Ostern zu feiern? Jesus weiß es schon längst. Für viele wird es der digitale Raum sein. Wahrgenommen vielleicht „in einem Obergemach, das mit Polstern ausgelegt ist“ (Zürcher Bibel, Mk 14,15). Dort ist dann alles vorbereitet.