Es gibt sie, die Fragen, die Leitungsgremien an den Rand der Verzweiflung bringen. Wir müssen viel einsparen, vielleicht ein Gemeindehaus schließen oder eine Stelle streichen, aber was sollen wir tun? Unsere Pfarrerin verlässt uns, die Stelle wir nicht wieder zu 100% freigegeben, was nun?  usw

Das sind Fragen, bei denen sich noch keine klare Lösung zeigt. Klar aber ist, dass die Emotionen hochkochen werden. Die Angst ist da, dass es (zumindest gefühlt) Verlierer und Gewinner geben wird. Doch ist genauso klar: Wir müssen eine Lösung finden, und zwar möglichst eine, die alle mittragen.

Was kann da helfen? Manche sehnen sich dann eine Entscheidung „von oben“ herbei. Dann kann man meckern, aber nichts machen. Evangelisch ist das allerdings nicht.

Bis vor Kurzem hatte ich solchen Beratungsanfragen immer auszuweichen versucht. Jetzt arbeite bei solchen Fragestellungen gerne mit der Dynamic Facilitation. Mancher mag jetzt einwenden: Wieder was Englisches! Ja, sogar im Ursprung amerikanisch. Aber das spricht ja noch nicht dagegen. Dynamic Facilitation kann man vielleicht am besten als „dynamische Erleichterung“ übersetzen. Dabei darf erst einmal alles genannt werden, alles wird auch festgehalten (auch Abstruses für die einen, das für andere vielleicht dennoch sinnvoll ist). So wird die negative Spannung zugelassen und gleichzeitig abgebaut.

Ganz wichtig: Es wird nicht abgestimmt! Hier liegt einer der großen Unterschiede zu anderen Beratungsformen.  Es wird nicht abgestimmt, sondern irgendwann steht die Entscheidung vor Augen. Diesen oder jenen Weg können wir gemeinsam gehen.

Normale Beratungen verlaufen linear. Ein Problem wird identifiziert und analysiert. Dann werden Lösungen erarbeitet und abgestimmt. Dann umgesetzt. Wenn es aber schwierig wird, dann klappt es mit diesem linearen Vorgehen nicht unbedingt. Vor allem, wenn es um emotionale Betroffenheit geht. („Uns wird immer alles weggenommen.“)

Hier lohnt sich ein Blick auf die Dynamic Facilitation.

Es wird gleichzeitig und ununterbrochen an vier Fragestellungen gearbeitet:

  • Welches ist die Herausforderung oder Frage? (Manchmal entdecken die Teilnehmenden, dass die eigentlich zu lösende  Frage gar nicht die erste war.)
  • Welche Lösungsideen haben wir? (Und jede ist dabei erst einmal wichtig.)
  • Welche Bedenken kommen uns? (Gerade hier kommen auch die Emotionen zum Zug.)
  • Welche sonstigen Informationen haben wir dazu? (Auch sachliche Information sind wichtig.)

Eine größere Kirchengemeinde hatte die Fragestellung: Wir müssen 130.000 € jährlich einsparen. Wie machen wir das? Wo sparen wir? Eine interessante Fragestellung für Dynamic Facilitation.

Was man dazu braucht: Eine/n externe/n Moderatoren/Moderatorin; vier FlipCharts; Zeit genug. Da der Prozess kreativ und nicht linear ist, lässt er sich zeitlich nicht gut planen.

Wann geht Dynamic Facilitation nicht? Wenn es nur eine begrenzte Anzahl möglicher Lösungen gibt; wenn gar nicht alle an einer Lösung interessiert sind bzw. man gar keine finden muss; wenn sich das Entscheidungsgremium keine Zeit dafür nehmen will.

Informationen zur Methode: http://www.all-in-one-spirit.de/pdf/DynFac_ZOE.pdf

Informationen im Institut für Gemeindeentwicklung und missionarische Dienste (igm): http://www.perspektiventwicklung.de